Referenzen

TeilnehmerberichteIMG_0086_427x320 - Unterricht

(Kerstin)
10-Sprachenkurs:

Warum so viele Sprachen lernen? So viele Sprachen geht ja gar nicht auf einmal zu lernen, zumindest nicht richtig!

Wer hat schon so viel Zeit, sich so viele Sprachen anzutun?

Das sind einige von vielen Aussagen, die ich in der letzten Zeit immer wieder zu hören bekam. Und warum ich es trotzdem mache?

Dafür gibt es viele gute Gründe:

  1. Die Kommunikation mit Mitmenschen im Alltag
  2. Kommunikation auf Reisen in fremde Länder
  3. Mein Kindheitswunsch Sprachen gleichzeitig und nicht nacheinander zu lernen.
  4. Die Erkenntnis beim Lernen, dass fast alle Sprachen irgendwie zusammenhängen und wenn man begreift, welcher Schlüssel dahinter verborgen ist, fällt es viel leichter, sich spontan in den verschiedenen Sprachen zu bewegen.
  5. Unser toller, unkomplizierter  10-Sprachen Kurs mit der motivierendsten Lehrerin, die ich mir vorstellen kann, denn sonst würde ich am Freitagabend regelmäßig einschlafen und auch schon mal nicht hingehen. Doch wenn mein Job es zulässt, bin ich da und werde auch weiter daran teilnehmen, denn Frau  Müller verpackt den Stoff mit Leichtigkeit, Spaß und Power, so dass sich niemand langweilt!
  6. Die gemischten, netten Teilnehmer, ob jung ob alt, mit machen mir auch viel Vergnügen.

Alles in allem ist dieser Kurs ein super Beitrag zur besseren Völkerverständigung und Gehirntraining pur.

(Ingrid und Otto)
10-Sprachenkurs, 3-Sprachkurs

Der Anlass für unsere Anmeldung war ein Beitrag in Funkhaus Europa im Frühjahr 2012 über den 10-Sprachen-Kurs.

Wir hatten das Gefühl, dass wir genau das schon immer wollten. Groß war auch unsere Neugier, wie das funktionieren kann. Der Satz von dir ungefähr in dem Wortlaut “Wie weit man kommt, hängt vom Fleiß ab”, hat uns Mut gemacht.

Unsere Erwartungen und Motive waren vielfältig. Wir wollten Sprachen sprechen und verstehen, mit fremdsprachigen Leuten und auf Reisen. Wir wollten aber auch Musiktexte verstehen – wenigstens worum es geht. Und letztlich ist es ja auch der Kontakt mit anderen Kulturen, den man sich erhofft.

Wir wollten beim Sprachenlernen aber auch einfach Spaß und ein gutes Gehirntraining haben.

Unsere Erfahrungen waren sehr unterschiedlich, z.T. widersprüchlich.

Es ist ein Betreten neuer Welten, wir haben Freude an uns bisher völlig unbekannten Sprachen.
Es ist auch eine tolle Erfahrung, wenigstens einzelne Wörter zu verstehen, ohne sich darauf konzentriert zu haben, z.B. in Musiktexten.

Auch hören wir Radiosendungen in neuen Sprachen, z.B. die Polnischsendung im Funkhaus Europa
(das schreiben wir jetzt nicht, um uns einzuschmeicheln!).

Spannend ist auch das Erkennen von Querverbindungen nicht nur zwischen miteinander verwandten Sprachen, sondern auch z.B. zwischen Griechisch und Französisch.

Auch die Schreibübungen in der griechischen, russischen und arabischen Schrift machen viel Spaß. Witzigerweise führen die Schriftübungen bei geringer Konzentration (nachts) zu “geistigen” Übungen anderer früher gelernter Schriften (z.B. Steno).

Bei aller Begeisterung: die Lernfortschritte funktionieren in sehr unterschiedlichem Tempo. Bei der nächsten Sprache ist die vorherige Sprache manchmal “weg”. Das gleiche gilt auch beim Wechsel der Sprache – als hätte man ein weißes Blatt vor Augen.

Unsere Erfahrungen sind vielfältig, die Begeisterung ist weiterhin groß – und wir freuen uns aufs nächste Semester.

(Michael)
10-Sprachenkurs
So begann ich – nachdem ich auf dem Gymnasium Englisch, Latein und Französisch gelernt hatte – mit dem Erlernen nordeuropäischer Sprachen, da ich diese Länder bevorzugt besuchte. Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch und später Finnisch lernte ich in Volkshochschulkursen, Isländisch und etwas Dänisch im Selbststudium.

Ich nähere mich fremden Sprachen vorzugsweise akustisch-artikulatorisch. Ich beschäftige mich bereits in einem sehr frühen Stadium mit dem Klang und dem eigenen Sprechen, dies oftmals noch bevor ich überhaupt einen kompletten Satz verstehe oder übersetzen könnte.

Im Zehn-Sprachen-Kurs der Marga Müller wird sich auf genau diese Weise an die Sprachen angenähert, was mir sehr entgegen kommt.

Sobald ich Wörter und einfache Satzkonstruktionen kennenlerne, versuche ich, diese Kenntnisse umzusetzen und eigne mir so – anfänglich eher unterbewusst – auch schon ein grobes Raster von Grammatik an. Dabei hilft mir sicherlich, dass ich mit Englisch und Latein zwei grammatisch sehr unterschiedliche Sprachen in der Schule relativ systematisch erlernt und so vielleicht die Fähigkeit erworben habe, mich schnell auf unterschiedliche Grammatiksysteme einstellen zu können. Dies hat auch mein Erlernen von Isländisch und Finnisch sehr vereinfacht, da beide Sprachen eine voll ausgebaute Grammatik mit kompletten Deklinations- und Konjugationssystemen aufweisen, wo mich das Erlernen oftmals an den früheren Lateinunterricht erinnert und dadurch sehr angespornt hat. Es mag komisch klingen, aber ich finde oft Gefallen daran, „interessante“ grammatische Systeme zu erforschen und mir zu erschließen. Fast unterbewusst stelle ich dann auch Vergleiche zwischen verschiedenen Sprachen an und entdecke so Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Ich lege großen Wert auf dieses „Learning by doing“ und habe viel Spaß dabei. Die Interaktion zwischen Menschen, die versuchen, sich sprachlich aufeinander einzustellen, ist für mich hochinteressant. Diese Vorgehensweise habe ich auch verschiedentlich bereits beruflich nutzen können, denn das Publikum an meinem Arbeitsplatz ist bei weitem nicht nur deutschsprachig. Oftmals lässt sich durch Einstreuen von für das Publikum leichter verständlichen Wörtern und Ausdrücken der eine oder andere rechtliche Zusammenhang etwas vereinfacht und damit verständlicher darstellen.

Die grobe Herangehensweise beim Sprachenlernen ist bei mir genauso wie im 10-Sprachenkurs:

  1. Frühzeitiges (lautes) Lesen und Sprechen, auch bei nur unvollkommenem Verstehen.
  2. Erschließen von Wortschatz und Grammatik über Standardsituationen (Begrüßen, Herkunft, Alltag, Freizeit, Reisesituationen, Konversation u. ä.).
  3. Frühzeitiger praktischer Gebrauch der Sprache, auch bei unvollständigen Kenntnissen („Learning by doing“).

(Wolfgang)

Zehn Sprachen-Kurs

Und alle Sprachen gleichzeitig

Was bewegt jemanden, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen? Zum Beispiel mich?

Als ich von dieser Veranstaltung hörte (in einem etwa zweiminütiger Radiobeitrag nach den Regional­nachrichten), wusste ich sofort: „Da musst du dabei sein!“ In zehn Sprachen fünfzig Wörter und fünfzig Zahlen – das würde mir einen schnellen Überblick über den Umgang der jeweiligen Sprach­gemein­schaften mit ihrer Kommunikation liefern. Einige der aufgezählten Sprachen waren mir nicht ganz fremd, ein oder zwei verstand ich sogar sowieso schon recht leidlich; von Englisch oder Französisch war allerdings überhaupt nicht die Rede gewesen. Von einer solchen Veranstaltung hatte ich noch nie etwas gehört.

Seit ich die Schule überwunden habe, ist mein Interesse an Sprachen stetig gestiegen. Eigentlich ist das in einem Fall sogar schon in der Schule passiert: Italienisch wurde freiwillig angeboten – und es machte allein deswegen viel mehr Spaß als Englisch oder Französisch, obwohl es von dem Lehrer unterrichtet wurde, der uns sonst Latein beizubringen versuchte. Ein völlig anderes, nicht schulisches Ambiente!

Ich konzentrierte mich immer mehr darauf, erst mal eine fremdsprachige Information zu entschlüs­seln, statt vorher lange darüber nachzudenken, ob ich dafür vorher auch genug gelernt – und nicht schon zu viel vergessen hatte. Ich merkte, dass mich meine Idee von Kommunikation weit voran brachte.

Der Kurs für mich sehr lohnenswert: Ich verstehe zumindest etwas in Sprachen, an die ich mich bisher nicht wirklich herangetraut habe. Wenn ich mich damit befasse, wird es sehr schnell besser. Einer Reise nach Russland, Polen oder Griechenland sähe ich jetzt gelassen entgegen. Hinter der Grenze wird dann bestimmt wie bisher in anderen Ländern auch schnell „alles“ möglich, weil die Synapsen das Gewitter an Eindrücken bereitwillig aufnehmen, sortieren und wieder ver­wend­bar machen.

Sprachlich komme ich deutlich voran.

Die dadurch gewonnene Motivation hilft mir, mit folgenden persönlichen Schwierigkeiten besser zurechtzukommen – andere haben natürlich andere:

  • Es waren dann doch deutlich mehr als 50 Vokabeln je Sprache. Na ja, der eine mag Hunde, ich lieber Katzen; alle Tiere muss man sich also nicht zwingend merken. Und Verwandte habe ich auch kaum noch. Und über Gärten will ich auch nicht reden, kann mir die Wörter hierfür aber komischerweise prima merken. Mut zur Lücke. Die Dozentin wird nicht schimpfen, noch nicht mal die Nase rümpfen. Sie teilt meine Einstellung, sich lieber über das Gelingen zu freuen, statt sich bereitwillig über Defizite oder Fehler zu ärgern. Das hilft und schränkt die Masse der Vokabeln wieder etwas ein.
  • Auf der Grundlage dieser Vokabeln lernen wir im zweiten Semester Konversation. Bei jeweils drei oder vier Unterrichtsstunden Vorlauf je Sprache zugegeben ein übersichtliches „Spiel­feld“. Smalltalk ist nicht gerade mein Hobby, aber ich will auch eher lesen als quasseln.

Diesen kleineren Hürden stehen die vielen positiven Seiten des Zehn Sprachen-Kurses gegenüber:

  • Ausgesprochen nette Leute, jeder ein bisschen anders, von Schülern bis hin zu Rentnern reicht die Altersstruktur, die älteste Teilnehmerin ist 84 Jahre alt. Jeder hat unterschiedliche Vorkenntnisse in unterschiedlichen Sprachen, keiner kann alles wirklich gleich gut – gemeinsam sind wir stark.
  • Wenn einem mal etwas nicht so liegt, wird man auch nicht über ein gewisses Maß gefordert. Ich muss zum Beispiel nicht singen und nur selten mit der Hand kyrillische Wörter krakeln.
  • Sollte einer mal etwas über den Kurs hinaus wissen, darf er das auch erzählen. Ein Mitschüler hat (natürlich freiwillig) eine Stunde Schwedisch unterrichtet. Und alle haben mitgemacht. Pippi Langstrumpf im Original, einige Grundlagen, Vergleich mit Dänisch, Norwegisch und Isländisch. Und ich hatte schon vergessen, dass Färöisch eine eigene Sprache ist. Nur über Englisch und Französisch reden wir praktisch nicht …
  • Und nicht zuletzt das Konzept, das der gesamten Veranstaltung zugrunde liegt. Auf jeden Fall ist es anders als Schule, schneller, aber auch mit deutlich schnelleren Erfolgserlebnissen. Umfassender, weiter, in gewisser Weise viel „gnädiger“ als in der Schule, schließlich sind wir an der VHS in der Erwachsenenbildung. Wer etwas nicht mitnehmen will, entscheidet das eben selber. Jedenfalls lernen wir anders. Zum Einstimmen werden gerne ein paar Begriffe in den Raum geworfen, und jeder, der möchte, ruft, was ihm dazu einfällt; meistens passt es. Wir lesen oft nach dem Klang des Vorgesprochenen. Auch kleine Konversation ist nicht alles, manchmal belegen wir zum Beispiel einen speziell vorbereiteten Stadtplan mit zwei Dutzend Sehenswürdigkeiten mit Kärtchen an den vorgesehenen Stellen voll. Oder bekommen Farbkarten oder Zahlen gezeigt. Nie in einer, sondern mindestens in zwei, öfter drei oder vier Sprachen parallel. Das bringt viel für den Quervergleich. Überhaupt werden die Sprachen öfter gewechselt, manchmal schneller, als man Luft holen. Das konnte ich zwar mit meinem bescheideneren sprachlichen Vorlauf schon immer, aber mehr Sprachen machen es nicht schwieriger, sondern einfacher. Wir hatten wenig bis kaum Grammatik bisher, mir eigentlich zu wenig. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich das mal sagen würde.
  • Zum Konzept gehört auch, dass unsere Dozentin sich ständig neue und ergänzende Veran­stal­tungen einfallen lässt, die die Angelegenheit ergänzen und abrunden. Mal gibt es Geträn­ke zum Lernen, ein anderes Mal ein Sprachenfest, wo alle Sprachkurse der VHS zusammen kommen, auch die Migranten, die Deutsch lernen. Unsere bevorzugten Ansprechpartner. Jeder unterhält sich mit jedem, wir unterhalten uns mit allen.
  • Und ich persönlich habe das wohl berechtigte Gefühl, dass ich wieder etwas mehr für die Verständigung unternehme. In einer Welt, wo das Überwinden von Entfernungen oder das Verweilen in seiner Heimat praktisch kaum noch oder gar keine Bedeutung mehr hat, die einen eigentlich vermuten lassen sollte, dass das Beherrschen von Fremdsprachen für jeden zunehmend an Bedeutung gewinnen müsste. Und wo das Gegenteil passiert. Fremdsprachen reduzieren sich aus unserer Sicht im Wesentlichen auf Englisch, und statt selbst zu sprechen, nehmen wir selbst in der EU nur immer mehr Übersetzer und Dolmetscher in Kauf. Oder geben uns mit fürchterlichen Übersetzungen irgendeines Computerprogramms zufrieden, obwohl die Ergebnisse manchmal auch für Eingeweihte schon nicht mehr auf den eigentlichen ursprünglichen Sinn schließen lassen. Schade eigentlich!

Und bald werde ich wieder regelmäßiger üben …

Und Arabisch muss man nicht zwingend schreiben können, zumindest jetzt noch nicht, oder?

(Agnes, 85 Jahre alt)
10-Sprachenkurs

Agnes entdeckte in der Zeitung eine Ankündigung der VHS über einen Zehn-Sprachenkurs und war gleich aufmerksam und neugierig. Als Lehrerin fragte sie sich, wie die Art der Vermittlung wäre, welche Lehr- und Lernmethoden wohl angewandt werden und welche Ergebnisse zu erwarten sind. Agnes:

„Zehn Sprachen zu lernen in einem Kurs, das sorgte für Diskussionen. Im Bekanntenkreis stoppte das Gerede nicht: ‚Wie soll das wohl vor sich gehen? – Unmöglich! Kann doch wohl nicht sein.‘ Selbst die Fernsehsendungen über die bereits stattfindenden Kurse brachten den hartnäckigsten Zweiflern keine Umstimmung. Andere Wohlgesinnte meinten: ‚Es muss doch ganz reizvoll sein, so viele Sprachen kennen zu lernen, oder?!‘ Ich beendete dies Hin und Her der Zweifler und Wohlgesinnten und meldete mich mit meinen damals 84 Jahren zum Zehn-Sprachenkurs an. Ich freute mich schon auf den Beginn. Der Kurs begann. Etwa 20 Teilnehmende saßen in großer Erwartung in der Runde im VHS-Raum. Nur war ich doch ein wenig geschockt, als ich mir meine Mitlernenden anschaute. Einen Kritikpunkt hatte ich vor der Anmeldung völlig außer Acht gelassen: mein Alter! Erst jetzt sah ich schlagartig ein, worauf ich mich eingelassen hatte; nur junge Menschen in der Runde. ‚Was bedeutet das wohl?‘ sagte ich zu mir. Aber, ehrlich gesagt, ich habe nie auch nur einen Augenblick diesen Punkt für wichtig und beachtenswert gehalten. Nun saß ich mitten unter den jungen Leuten zwischen 16  und 65 Jahre alt und fühlte mich wohl! ‚So eine aufmerksame, erfrischende, wohltuende Atmosphäre‘, dachte ich. Die Lehrerin, Malgorzata Müller, erschien. Der Unterricht begann. Ganz schnell war die Verbindung hergestellt. Ihre direkte, lebhafte, forsche Art zog uns an. ‚Ihr seid doch einverstanden, dass wir uns alle duzen?! Nehmt ein Blatt und schreibt euren Namen darauf. Nun stellt ihr das Schild vor euch auf.‘ Wir schauten uns alle an. Die Gemeinschaft wuchs zusammen. Übrigens, am Ende des Semesters hatten wir alle das Schild mit unserem Namen in vier Schriften: Latein, Griechisch, Russisch und Arabisch. Ich lernte eine neue Art des Lernens kennen, einen ganz neuen Zugang zum Spracherwerb. Meine Fragen und Zweifel verschwanden bei der ersten Unterrichtsstunde. Italienisch, Spanisch und Portugiesisch standen auf dem Programm der ersten Lektion. Marga – so nannten wir sie auf Deutsch – verteilte die Lernbögen. Dort standen pro Sprache die ersten Wörter, die Ausspracheregeln, ein kurzer Text und alle Zahlen. Es handelte sich um ein 150 Wörter zu verschiedenen Themen, Fragewörter, ganze Sätze und Kombinationsmöglichkeiten für die erste Konversation. Laut las sie die Texte in drei Sprachen. Wir nahmen den Klang der Sprache auf und beachteten die Eigenart des Sprachflusses in den drei romanischen Sprachen. Die Phonetik und der Klang vermittelten so ein Bild des Landes und des Menschen, ihre Besonderheit, ihre Eigenart. Wie sie die Texte las, das beindruckte gewaltig! Fröhlich, full of energy brachte sie den Lernstoff rüber und forderte uns zu den ersten eigenen Lese- und Sprechübungen auf, einer nach dem anderen versuchte sich und… es funktionierte! Lobende und positiv bestätigende Worte taten recht gut, und ein Lernklima der besonderen Art war zu spüren. Am Ende der Unterrichtsstunde konnten wir in drei Sprachen lesen, in drei Sprachen rechnen und in drei Sprachen erzählen, woher wir kommen und was wir mögen oder nicht. Im null Komma nichts war die Zeit vergangen, vergnügt und total zufrieden mit uns zogen wir ab. Hören, lesen und sprechen war das 1. Lernziel. Die Grammatik beschäftigte mich zum ersten Mal in meinem Leben nicht. Neugierde wecken und für den Inhalt der Sprache beweglich sein; dieser Anspruch kam immer wieder. Ich konnte es kaum bis zur nächsten Woche erwarten. Die angenehme erfrischende Stimmung stellte sich wieder in der Runde ein. Durch die Beschäftigung mit den Sprachen wuchsen wir alle zu einer netten, munteren Gemeinschaft; bereichernd, aufbauend und anregend sind die Gespräche zum Gelernten immer wieder. In den nächsten Wochen folgten die weiteren Sprachen: Türkisch, Neugriechisch, Niederländisch, Tschechisch, Polnisch, Russisch und zum Schluss Arabisch. Der Lernstoff war für alle Sprachen gleich. Der Schwerpunkt im ersten Semester lag auf Lesen und Schreiben. Im Hinblick auf die Aussprache beobachteten wir immer wieder die Eigenart des Sprachflusses in den verschiedenen Sprachen, die Ähnlichkeiten der Wörter, die Unterschiede innerhalb der Sprachfamilien. Wir schrieben und spielten wie in der Grundschule. Einwände und kritische Fragestellungen bzgl. der schnellen Abfolge der Sprachen für den Lernenden und der Gefahr, den Stoff und die Sprachen zu vermischen, verschwanden plötzlich. Nach der 3. Lerneinheit wurde mir sehr klar, dass eine Trennung der Sprachen viel besser, klarer und deutlich durchschaubar wurde als im normalen Unterricht. Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Türkisch zeigen klare Abgrenzungen. Wenn ich im Italienischen etwas sagen wollte, vermischte ich das Spanische und Portugiesische nicht, auch bei dem nur gering abweichenden Sprechfluss. Es war phänomenal! Und warum nicht? Ich habe durch das Lesen gelernt, die Sprachen bewusst zu trennen und baute auf diese Erfahrung weiter auf. Es war sogar möglich, zwischen den etwas gleichklingenden Wörtern schroffe Abgrenzungen zu erkennen: colore, colores, cores oder dieci, diez, dez usw. In allem also eine andere Lernweise, ein unterschiedlicher Ansatz. Wir haben doch alle in der Schule einen Fremdsprachenunterricht in einer anderen Form erlebt: Grammatik-, Vokabelpauken und Übersetzungsübungen. Nun erleben wir in diesem Unterricht eine andere Vorgehensweise. Hier wird versucht, u.a. die Wirkung der Sprache zu erfassen, dann funktionieren das Verständnis und der Aufbau viel unkomplizierter. Die neue Herangehensweise beim Erlernen mehrerer Sprachen bringt Leichtigkeit und Freude, Neues auf so schnelle Art zu lernen. Ich stelle fest, dass das Erlernen einer einzelnen Sprache wesentlich mühsamer ist als das Erlernen mehrerer Sprachen im gleichen Sprachkreis. Durch die vergleichende hilfreiche Anleihe bei der Nachbarsprache erhält das zu Erlernende eine gute Stütze und eine feste Anleihe. Gestern war die letzte Lernstunde in Arabisch. Phantastisch und bezaubernd sieht das geschriebene Bild dieser Sprache. Mir kam der Gedanke; so etwas wirst du vielleicht einmal sprechen und verstehen können. Eine Wahnsinnsvorstellung auch für eine inzwischen 85-Jährige. Ich freue mich auf jede Stunde und bin im Einklang mit den jungen Leuten, wenn Kerstin, eine junge Frau, mir ihre Empfindsamkeit ungefähr gleich schildert: ‚ Weißt du, Agnes, ich freue mich so auf den Freitag in der Woche. Ich habe wirklich tagtäglich viel zu tun; drei Kinder, 60 Stunden Arbeit im Beruf und freitags die tolle Beschäftigung mit den Sprachen! Bereichernd, aufbauend und anregend.‘ Ist das nicht schön, dass die Menschen an Sprachen Freude haben?“

Sie wollte das Wissen vom Bau der vielen Sprachen erwerben. Agnes:

„Grammatik bedeutet doch auch Aufstellung der Regeln für den richtigen Gebrauch einer Sprache. Dazu kommt die Sprachkunde, die die Bedeutung von Wörtern und Sprachinhalten herausstellt. Jetzt rückte die Grammatik in den Mittelpunkt der Arbeit. Wie wird die neue Form des Sprachenlernens mit der grammatikalischen Durchdringung der Satzgestaltung und des Wortaufbaus sein, ohne in eine elende, mühsame anstrengende Paukerei zu enden? Ich war mehr als neugierig. Wir bekamen neue Lernbögen. In einer kompakten Form führte Marga Müller die grammatischen Strukturen ein. Zunächst war es wichtig, die Verbundenheit der Sprachblöcke genau zu beachten, z.B. die romanischen Sprachen oder die Verwandtschaft in den slawischen Blöcken. Einsehbar, dass das Erlernen einer einzelnen Sprache losgelöst im Sprachenkontext erheblich schwieriger und mühsamer ist. Beispielweise verläuft die Konjugation der Verben in einer Sprachfamilie immer nach einem gleichen Muster. Man merkt sich nur die verschiedenen Abänderungen: Wir haben z.B. im Italienischen ‚parlo‘, ‚parli‘, ‚parla‘ und im Spanischen gibt es fast die gleichen Verbendungen; ‚hablo‘, ‚hablas‘, ‚habla‘. Beide Verben gehören zu derselben Konjugationsgruppe: im Italienischen haben wir die Endung -are, ‚parlare‘ und im Spanischen gibt es halt die Endung -ar, ‚hablar‘. So etwas ist doch nicht schwer. Auch der Verlauf der Deklinationen bei den Nomen ist ähnlich. Das Wesen der Sprachgebiete und der Ablauf der Sprachentwicklung werden beim Erlernen der Sprachen durch dieses Lernsystem schnell deutlich und durchschaubar. Die Deklinationen im Russischen habe ich damals in einem normalen Kurs viele Semester gepaukt. Im Zehn-Sprachenkurs habe ich polnische und russische belebte und unbelebte Substantive im Nominativ, Genitiv und Akkusativ an einem Abend erfahren und die Systeme verstanden. Eine Grammatik bzw. ein grammatisches System, aber zwei Sprachen – das geht einfach schneller. Änderungen sind zu beachten, wie halt bei Mathe und Physik. Die Übung der grammatischen Regeln bekommen wir in Form der verschiedenen Texte. Marga kontrolliert, bespricht, während wir den Wortschatz und das Sprechen zusammen mit der Grammatik erlernen. Wir spielen Grammatikkarten in verschiedenen Sprachen, so behalten wir die Ähnlichkeiten und die Unterschiede halt besser. Indeed, a wonderful way and an amazing possibility!“

Mit welchen Methoden merkte sich in ihrem Alter den Lernstoff? Agnes:

„Am Vormittag lese ich ca. eine halbe Stunde vier Mal wöchentlich den Lernstoff der zuerst gelernten Sprachen. Wurden bereits mehrere Sprachen gelernt, lese ich nacheinander die diversen Texte. Nachmittags kehre ich zu meinen Sprachen zurück; ich beschäftige mich mit dem Herausschreiben einzelner Wörter, die von der Sprachstruktur auffällig sind und mir besonders gefallen. Dann versuche ich eine kleine Geschichte zu bilden, die das eigene Leben, das Umfeld, das Zuhause betrifft. Mit den angegebenen Vokabeln funktioniert das hervorragend. Es ist wichtig, die angesetzten Zeiten für die Wiederholung einzuhalten. Leider klappt es nicht immer, obwohl ich pensioniert bin. Trotz allem kann ich mir die Zeit im Gegensatz zu den berufstätigen Mitlernenden besser einteilen. Persönlich achte ich aber darauf, dass die Nachbereitungszeit nicht sehr überschritten werden sollte, damit keine Unlust aufkommt. Manchmal lese ich die schon geübten Texte durch und intensiviere die Arbeit mit den Texten der neuen Sprache. Beim Lesen beachte ich die geschriebenen Hinweise auf dem Arbeitsblatt für die Aussprache. Die DIN A4 große Blätter mit den Zahlen der jeweils verschiedenen Sprachen hefte ich irgendwo in der Wohnung an; am Schrank, an der Tür, in der Küche etc. Ich habe dann meine spanische, italienische, türkische, griechische etc. Ecke häufig und gelegentlich im Blick. Durch die krasse Trennung empfinde ich die Unterschiede besser und das Einprägen fällt mir einfacher. Ich lerne sozusagen im Vorbeigehen – und das hat doch was! Da ich gerne schreibe – das hat unsere Lehrerin Marga bereits entdeckt und ruft mich oft an die Tafel -, schreibe ich auf ein Blatt nebeneinander gleiche Wörter oder Redewendungen in den diversen Sprachen auf; ascoltare, escuchar, escutar, dinlemek, sluchac etc. So fertige ich mir (und den Kursteilnehmern) verschiedene mehrsprachige Listen an. Bei mir klappt es ganz gut, wenn ich beim Üben alle gelernten Sprachen nebeneinander kurz passieren lasse und an einem Text dann besonders arbeite. Mir persönlich wird so die Abgrenzung voneinander klarer und der Bezug zu den anderen Sprachen bleibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Lernen einer einzelnen Sprache völlig abgesondert wohl an Intensivität gewinnen würde, aber für den Zusammenhang mit den anderen Sprachen nachteilig wäre. Für mein Lernen gilt: keine zu strenge Konzentration auf eine Sprache. Ich gehe in den Ferien täglich eine einzelne Sprache intensiv an. Ich wiederhole und lerne die Vokabeln und wende diese in Sätzen an. Jeden Tag lerne ich eine andere Sprache. In den zehn Ferienwochen im Jahr kommt einiges zusammen, auch wenn ich nur zwei Stunden am Tag lerne. Beim Lernen der Einzelsprache entdecke ich mich immer wieder, dass ich auf die andere Sprache zurückschaue und ständig vergleiche. Persönlich bringt mir das viel: mehr Festigkeit und Genauigkeit durch die Abgrenzung und den Vergleich.“

 

Workshops

Für Universitäten, Hochschulen, Weiterbildungsinstitutionen, Sprachschulen, Netzwerke, Fortbildungen für mehrsprachige Lehrkräfte. 

Multilinguale Kurse werden inzwischen an verschiedenen Universitäten in Europa und an den deutschen Volkshochschulen angeboten. In Workshops wird u.a. gezeigt, wie mehrsprachige Lehrkräfte ihr Wissen in neuen Kursformaten erfolgreich nutzen können und welche Möglichkeiten sie haben, den simultanen, sukzessiven Erwerb mehrerer Sprachen im multilingualen Lernen einzusetzen.

Termine nach Absprache.

Kontakt

Privatseminare

Anzahl der Teilnehmer/innen: 4.

Ort: Aachen, Krakau, Sanok (Polen).

Termine: An bestimmten Wochenenden nach Absprache und in den Ferien.

Kursangebot: Nach Absprache können spezielle auf die Kundenwünsche zugeschnittene Kurse erstellt werden.

Anzahl der Unterrichtsstunden: Nach Absprache (4-8 Ustd. pro Tag).

Preis auf Anfrage.

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